Beim von Minister Faßmann vorgeschlagenen Ethikunterricht ist darauf zu achten, dass auch im konfessionellen Religionsunterricht die Ethikkomponente in ausreichendem Maße tatsächlich unterrichtet wird.
Das BMBWF beabsichtigt die Einführung eines Ethikunterrichts in der Oberstufe, das sind nach derzeitigem Stand der Planung die AHS, BHS, BMS und die Berufsschulen ab dem Schuljahr 2020/21. Am Unterricht teilnehmen sollen alle SchülerInnen, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, weil sie sich entweder abgemeldet haben oder kein Religionsbekenntnis haben. Mehrere Schulversuche in diese Richtung gibt es bereits im gesamten Bundesgebiet.
Auf den ersten Blick sieht diese Maßnahme so aus, wie wenn alle bestraft werden sollen, die sich vom Religionsunterricht abmelden. Oder aber es handelt sich um eine Fördermaßnahme für den konfessionellen Religionsunterricht. Sebastian Kurz hat dies bereits 2012 gefordert.
Auf den zweiten Blick wird in Österreich abgesehen von Umbenennungen nur etwa alle 20 Jahre ein neues Schulfach eingeführt, zuletzt wahrscheinlich Informatik. Ethik als Unterrichtsfach scheint hier keine schlechte Wahl zu sein. In einer Zeit der Säkularisierung die Persönlichkeitsbildung zu stärken und das Zusammenleben der Menschen, natürlich auch die Menschenrechte in der Schule zu beleuchten, hat sicher Zukunft und ist für unsere Gesellschaft wichtig. Nützt der Ethikunterricht der Klassengemeinschaft oder der Schule oder den SchülerInnen? – Leider stellte das BMBWF keine Untersuchungen zur Verfügung.
Strafe oder zukunftsfit?
Doch warum nur für die Jugendlichen, die von Religion abgemeldet sind? Tatsächlich steht bei vielen ReligionslehrerInnen nicht so sehr die Religion als Konfession, sondern zurecht der Mensch im Mittelpunkt und bereits jetzt wird in der Oberstufe in Religion bereits wenig Konfession und viel Ethik und gesamtheitliche Religionskunde unterrichtet. Dies ist auch in vielen Lehrplänen klar ersichtlich.
Dadurch, dass die Abmeldung von Religion so einfach ist, haben die ReligionslehrerInnen bereits seit langem gelernt, ihr Fach durch interessanten Unterricht zu bewerben. Die Wahlmöglichkeit der SchülerInnen hat dem Fach also gutngetan.
Religionslehrpläne überprüfen
Der Dachverband ist überparteilich und überkonfessionell und begrüßt die Einführung des verpflichtenden Ethikunterrichts. Gerade weil Ethik ein wichtiges Fach für alle ist, muss das Bildungsministerium auch dafür sorgen, dass alle SchülerInnen in ausreichendem Maße in Ethik unterrichtet werden. Es müssen also auch die Religionslehrpläne überprüft werden, und auch, ob die Ethikkomponente in der Unterrichtspraxis im konfessionellen Religionsunterricht ausreichend vorkommt. Eine umfassende Bildung über andere Religionen sollte ebenfalls enthalten sein.
Paul Haschka